In unserer Gesellschaft wird dem persönlichen Glück ein hoher Wert beigemessen. Ständig werden wir mit Bildern von lachenden, erfolgreichen Menschen konfrontiert und dazu ermutigt, dasselbe anzustreben. Aber trotz unserer unermüdlichen Suche nach dem Glück haben wir nie das Gefühl, wirklich anzukommen.
Warum ist das so? Vielleicht, weil wir das Glück an den falschen Stellen vermuten.
In diesem Beitrag stelle ich dir fünf Dinge vor, von denen wir oft glauben, dass sie uns glücklich machen – obwohl das Gegenteil der Fall ist.
Glücksfalle Nr. 1: „Negative“ Emotionen unterdrücken
Unser Bild von einem glücklichen Leben ist sehr stark durch die Medien geprägt. Social Media Plattformen wie Instagram und Tiktok werden häufig dazu benutzt, ein sorgenfreies Leben im Überfluss darzustellen. Die herausfordernden Aspekte wie Konflikte, Stress oder andere Belastungen kommen dagegen im Vergleich zu kurz. So vergleichen wir unser eigenes Leben mit all seinen Facetten mit den öffentlich einsehbaren „Highlights“ der Leben Anderer.
Die Überbetonung bunter, fröhlicher Momente auf Social Media kann zur sogenannten toxischen Positivität beitragen. Damit ist gemeint, dass Gefühle, die als „negativ“ empfunden werden, (wie Wut, Angst, oder Trauer) unterdrückt und als unerwünscht dargestellt werden.
Die Forschung zeigt, dass das Unterdrücken solcher Emotionen Menschen aggressiver machen und zu weniger engen sozialen Beziehungen führen kann. Andere Studien haben einen Zusammenhang zwischen dem Unterdrücken von Emotionen und einem erhöhten Risiko für einen früheren Tod festgestellt. Wir sollten unsere Vorstellung vom Glück neu definieren und akzeptieren, dass das gesamte Spektrum an Emotionen zum Menschsein dazugehört. Es ist nicht möglich, immer fröhlich und ausgelassen zu sein.
Auch unangenehme Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung, oft wollen sie uns sogar etwas Wichtiges mitteilen. Wir sollten ihnen zuhören.
Glücksfalle Nr. 2: Leben in der Stadt
Das Leben in großen Städten wird medial häufig als aufregend und erstrebenswert dargestellt. So spielen Serien und Filme zum Beispiel vergleichsweise selten auf dem Land. Städte können allerdings Gift für unsere innere Ruhe sein.
Forschungsergebnisse zeigen, dass das Leben in der Stadt oft mit viel Stress, Angst und Unzufriedenheit verbunden ist. Eine Studie hat ergeben, dass Menschen, die in Städten leben, mit 21% höherer Wahrscheinlichkeit an einer Angststörung und mit 39% höherer Wahrscheinlichkeit an einer Stimmungsstörung wie einer schweren Depression leiden als Menschen in ländlichen Gebieten.
Eine andere Studie zeigte, dass Menschen, die in Gebieten mit viel Straßenlärm leben, 25% häufiger Anzeichen von Depressionen zeigten als Menschen, die in ruhigen Nachbarschaften leben.
Ein Grund dafür kann laut Forschern sein, dass unser Gehirn ursprünglich darauf ausgelegt ist, in sozialen Gruppen von bis zu 150 Menschen zu leben. Ein Leben an Orten mit deutlich größerer Bevölkerung kann dann dazu führen, dass wir uns überfordert und unzufrieden fühlen.
Um dem Stresspotential des Stadtlebens entgegenzuwirken, können wir uns bewusst Auszeiten in der Natur nehmen und uns mit der Umwelt verbinden. Auch die Pflege enger sozialer Beziehungen, anstelle ständig wechselnder, flüchtiger Bekanntschaften ist ein hilfreiches Gegenmittel. So finden wir wieder zu mehr Halt und dem Gefühl, verwurzelt zu sein.
Glücksfalle Nr. 3: Extrem viel Freizeit
Selbstverständlich ist ausreichend freie Zeit entscheidend für unser Wohlbefinden. Laut Studien gibt es hierbei aber eine Grenze: Ab 5 Stunden Freizeit pro Tag können Menschen sogar wieder unglücklicher werden. Die Ursache liegt wohl darin, dass sie sich bei derart viel Freizeit nicht mehr produktiv fühlen und die Zeit ihnen bedeutungslos vorkommt.
Wenn Menschen mit mehr als fünf Stunden Freizeit diese Zeit mit anderen verbringen oder das Gefühl haben, dass sie diese Zeit produktiv nutzen, sinkt das Wohlbefinden allerdings nicht. Einige Möglichkeiten, die Zeit sinnvoll zu nutzen sind Sport treiben, Gartenarbeit oder das Erlernen einer neuen Sprache.
Das Durchscrollen von sozialen Medien oder die Arbeit am Computer macht Menschen dagegen besonders unglücklich über die Art und Weise, wie sie ihre Freizeit verbringen.
Wer sehr viel freie Zeit zur Verfügung hat sollte diese Zeit also ganz bewusst gestalten. Dann steht auch dem Freizeitglück nichts mehr im Wege.
Glücksfalle Nr. 4: Dem Erfolg hinterherrennen
Viele von uns glauben, dass sie mit steigendem Erfolg oder mit Erreichen eines bestimmten Zieles automatisch glücklicher wären.
Aber: Experten sagen, dass das Erreichen dieser Ziele uns nicht wirklich glücklicher machen wird – zumindest nicht auf Dauer. Der Gedanke, dass eine Gehaltserhöhung, der Sieg eines Wettkampfes oder eine Beförderung ein glücklicheres Leben mit sich bringen werden, ist eine Illusion. Im besten Fall führt Erfolg nur zu einem vorübergehenden Anstieg unseres Wohlbefindens, aber nicht zu dauerhaftem Glück. Erfolg bringt häufig sogar mehr Stress mit sich. Und weniger Zeit für die Dinge, die uns am Herzen liegen, wie beispielsweise unsere Familie.
Wenn wir ein Ziel erreichen, fixieren wir uns zudem oft gleich auf das nächste. So geraten wir in einen endlosen Kreislauf: das bereits Erreichte wissen wir gar nicht mehr zu schätzen.
Die Erkenntnis, dass das Glück nach einer großen Leistung von kurzer Dauer ist, kann enttäuschend sein. Aber es gibt Möglichkeiten, die positiven Gefühle, die der Erfolg zunächst mit sich bringt, auszudehnen. Wenn man den Job wechselt, lässt das Hoch sich länger aufrecht erhalten, wenn man konsequent neue Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten sucht.
Auch neue Menschen zu treffen oder neue Dinge zu lernen kann helfen, Gefühle von Eintönigkeit zu vermeiden. Melde Dich doch mal für einen Online-Kurs um etwas Neues zu lernen. Oder unternimm etwas anderes mit deinen Liebsten. Auf diese Weise kannst du deine Laune signifikant heben und dich neu belebt fühlen.
Glücksfalle Nr. 5: Teure Dinge kaufen
Laut Studien hat die Art, wie wir unser Geld ausgeben, tatsächlich Auswirkungen auf unser Glücksempfinden. So scheint es, dass das Kaufen von Dingen wie Designer-Kleidung, neuen Autos oder dem neuesten Gadget uns nicht glücklicher macht. Im Gegenteil, je materialistischer wir werden, desto unglücklicher werden wir.
Aber es gibt eine Alternative: Erfahrungen statt Dinge. Menschen, die ihr Geld für Erlebnisse ausgeben anstatt für materielle Güter, tendieren dazu, glücklicher zu sein. Neue Aktivitäten schaffen bleibende Erinnerungen und können für das genossen werden, was sie sind. Sie lassen sich nicht so einfach mit den Erlebnissen anderer vergleichen, wie es bei Besitztümern der Fall ist. Erfahrungen müssen dabei nicht immer große Urlaube sein: Man kann man auch einfach mit einem Freund zum Mittagessen gehen oder eine neue Sportart ausprobieren.
Das Glück liegt also nicht im Besitz von materiellen Gütern, sondern im gelebten Leben – in den Erfahrungen und Erlebnissen, die wir machen. Überleg doch das nächste Mal, bevor du Geld ausgibst zunächst einmal: Verhilft diese Sache mir wirklich zu mehr Glück und Zufriedenheit?
Mein Video zu dem Thema gibt es hier:
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